ISTAF INDOOR Berlin 2024: Disziplinen-Check

Welche Stars gehen an den Start? Wer hat Chancen auf den Sieg? Das erwartet die Leichtathletik-Fans am Freitag, 23. Februar 2024, in der Mercedes-Benz Arena

// Stand: 22.02.2024, 9 Uhr

60 Meter Männer: Deutsche Asse treffen in Top-Form auf Olympiasieger, Hallen-Europameister und US-Star / Richard Kilty bestreitet sein letztes Hallenrennen

Über 60 Meter gibt in der Mercedes-Benz-Arena der Hallen-Europameister seine Visitenkarte ab. Mit 6,47 Sekunden lief Samuele Ceccarelli (Italien) 2023 in die absolute Weltspitze. In dieser Hallensaison kam er noch nicht an diese Top-Zeit heran. Vielleicht nutzt er die schnelle blaue Bahn in der Mercedes-Benz Arena ja für eine Steigerung? Der 24-Jährige wird gefordert vom Briten Jeremiah Azu, der 2023 beim ISTAF INDOOR in Düsseldorf siegte und immer besser in Schwung kommt. Erst am vergangenen Wochenende lief er bei den britischen Meisterschaften zum Sieg. Mit dem ehemaligen Hallenweltmeister Richard Kilty ist ein weiterer schneller Brite in Berlin dabei. Der Hallen-Weltmeister von 2014 und zweimalige Hallen-Europameister bestreitet beim ISTAF INDOOR sein letztes Hallenrennen der Karriere. Nach der Sommersaison ist für den 34-Jährigen Schluss. Im Anschluss will Richard Kilty als Coach seine jahrelange Erfahrung weitergeben.

Starker Dritter bei den US-Meisterschaften wurde vergangenes Wochenende Ronnie Baker. Mit 6,51 Sekunden sprintete der 30-Jährige eine absolute Weltklassezeit. Damit geht der Sieg am Freitag nur über den Olympia-Fünften über 100 Meter.

Das schnelle Münchner Duo Yannick Wolf und Aleksandar Askovic kommt pünktlich zum ISTAF INDOOR in Top-Form. Bei der Hallen-DM vergangenes Wochenende in Leipzig steigerten die beiden ihre Saisonbestzeiten auf 6,61 bzw. 6,64 Sekunden. Aleksandar Askovic schrammte dabei nur um die Winzigkeit von zwei Tausendstelsekunden am DM-Titel vorbei. Beide wollen ihre schnelle Hallensaison mit Top-Zeiten in Berlin beenden. Auch der Deutsche Hallenmeister über 200 Meter, Robin Ganter, ist in Berlin am Start. Der Mannheimer sprintete bei der Hallen-DM sowohl über 60 Meter (Zweiter mit 6,62 sec) als auch über 200 Meter (20,96 sec) starke neue Bestzeiten.

Reynier Mena (Kuba) und Emmanuel Eseme (Kamerun) liebäugeln ebenfalls mit einem Podestplatz. Speziell der Kameruner hat eine bisher äußerst starke Hallensaison abgeliefert. Gleich dreimal steigert er den Landesrekord in den vergangenen Wochen. Zuletzt auf 6,61 Sekunden. Folgt der vierte Streich beim ISTAF INDOOR?

Alle Sprinter müssen sich in Berlin gegen einen Weltstar und Olympiasieger behaupten: Omar McLeod (Jamaika), 2016 in Rio Goldmedaillengewinner über 110 Meter Hürden, läutet die Olympia-Saison in Berlin mit den „flachen“ 60 Metern ein. Mit einer 100-Meter-Bestzeit von 9,99 Sekunden verfügt der Weltmeister von 2017 und Hallen-Weltmeister von 2016 jedenfalls über genügend Speed, um die Spezialisten zu fordern.

60 Meter Hürden Männer: Daniel Roberts favorisiert – Wackelt sogar der Meetingrekord?

Die besten Chancen auf den Sieg hat US-Star Daniel Roberts. Mit 7,39 Sekunden zählt der 26-Jährige zur absoluten Weltspitze. Der WM-Dritte gehört zu weltweit lediglich 14 Hürdensprintern, die jemals unter 7,40 Sekunden über 60 Meter Hürden geblieben sind. Trotz der Absage des „Hürden-Großmeisters“ Grant Holloway könnte damit sogar der ISTAF INDOOR-Rekord wackeln. Dimitri Bascou (Frankreich) sprintete 2016 hochklassige 7,41 Sekunden.

Auf der schnellen blauen Bahn in Berlin starten über die Hürden auch die besten deutschen Männer. Allen voran der Deutsche Hallenmeister Tim Eikermann (7,69 sec) und sein Leverkusener Teamkollege Stefan Volzer (7,83 sec). Auch Manuel Mordi (Hamburger SV) fehlt nicht. Der Deutsche Freiluft-Meister, der mit 7,67 Sekunden die deutsche Hallenbestenliste anführt, konnte bei der Hallen-DM nach einem Fehlstart im Halbfinale nicht ins Medaillenrennen eingreifen. Nun will er in Berlin Wiedergutmachung. Ebenfalls zu beachten: der frisch gekürte niederländische Hallenmeister Job Geerds (7,57 sec).

Stabhochsprung Männer: Deutsches Duo trifft auf Sechs-Meter-Springer

Die Stabhochspringer lieben das ISTAF INDOOR. Die absoluten Show-Typen der Leichtathletik saugen die Stimmung in der Mercedes-Benz Arena Jahr für Jahr auf und bedanken sich bei den Fans regelmäßig mit Top-Leistungen. Natürlich darf auch in diesem Jahr in einem Weltklasse-Feld ein Sechst-Meter-Springer nicht fehlen. Seit Sommer 2023 gehört Ernest John Obiena (Philippinen) zum erlauchten Sechs-Meter-Klub. Auch beim ISTAF hob der 28-Jährige schon zu großen Höhen ab. 2021 meisterte Obiena im Olympiastadion 5,91 Meter.

Allerdings hat er 2024 einen etwas anderen Saisonaufbau gewählt als viele andere Weltklasse-Stabhochspringer. Obiena bestreitet beim ISTAF INDOOR seinen erst zweiten Wettkampf des Jahres. Doch der Vize-Weltmeister kann auch ohne viel Wettkampfpraxis Top-Leistungen abrufen. Das zeigen sein Sieg mit Meeting-Rekord von 5,83 Metern am Dienstagabend in Osijek (Kroatien) sowie mittlerweile insgesamt 47 Wettkämpfe mit Höhen von mindestens 5,80 Metern.

Natürlich fehlen die deuten Stab-Artisten beim ISTAF INDOOR nicht. Oft genug war der blaue Anlaufsteg der Ort großer Höhenflüge der Lokalmatadoren. Der frisch gekürte Deutsche Hallenmeister Oleg Zernikel (ASV Landau) und der Leverkusener Torben Blech wollen so lange wie möglich im Wettbewerb dabei sein und peilen die ersten 5,70-Meter-Sprünge in diesem Winter an.

In Top-Form startet Ersu Sasma in der Mercedes-Benz Arena. Der 24-Jährige verbesserte vor wenigen Tagen den türkischen Hallenrekord auf 5,82 Meter – und das gleich im ersten Versuch. Weitere Höhenflüge in Berlin nicht ausgeschlossen. Mit einer neuen Saisonbestleistung von 5,75 Metern reist Robert Sobera an die Spree. Für den Polen ist das ISTAF INDOOR ohnehin ein gutes Pflaster. 2015 sprang er in Berlin mit 5,81 Metern seine immer noch aktuelle Bestleistung. Einen Zentimeter höher ging es vor zwei Wochen für Tray Oates. Der US-Amerikaner feiert mit 30 Jahren seine ISTAF INDOOR Premiere und ist gleich Anwärter auf eine Top-Platzierung.

60 Meter Frauen: Sprint Richtung Meetingrekord?

Dieselbe Vorbereitung wie Olympiasieger Omar McLeod (Jamaika) wählt seine schnelle Landsfrau Britany Anderson. Die Hürden-Spezialistin gewann 2023 in der Mercedes-Benz Arena über 60 Meter Hürden und stellt sich beim ISTAF INDOOR diesmal den 60-Meter-Spezialistinnen. Den nötigen Speed bringt die WM-Zweite und Landesrekordlerin über 100 Meter Hürden selbstverständlich mit. Ihren „schnellen Arbeitstag“ will Daryll Neita am liebsten mit dem Sieg veredeln. Die Britin ist ISTAF-Fan. „Das ISTAF ist mein absolutes Lieblingsmeeting“, so die 27-Jährige. Kein Wunder: Schließlich war sie niemals schneller als vergangenes Jahr bei ihrem Sieg in der Mercedes-Benz-Arena mit 7,05 Sekunden.

Eine ganze starke Saison gelang bisher Zaynab Dosso. Die Italienerin lief bei ihren ersten drei Saisonrennen stets Landesrekord: 7,09, 7,05 und 7,02 Sekunden. Mit dieser Konstanz ist die 24-Jährige Top-Favoritin auf den prestigeträchtigen 60-Meter-Sieg in Berlin. Und vielleicht knackt sie auf der schnellen blauen Bahn ja sogar die magische Sieben-Sekunden-Marke und damit den acht Jahre alten ISTAF INDOOR Rekord von Dafne Schippers (Niederlande; 7,00 sec)?

Natürlich fehlen in Berlin auch die deutschen Top-Sprinterinnen nicht, allen voran die beiden derzeit schnellsten Deutschen: die Staffel-Europameisterinnen Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar). Zwischen beiden könnte es zur DM-Revanche kommen. Am vergangenen Samstag setzte sich Rebekka Haase im 60-Meter-Finale mit dem minimalst möglichen Vorsprung gegen Alexandra Burghardt durch: Eine Tausendstel entschied in Leipzig über DM-Gold, 7,206 zu 7,207 Sekunden.

Auch die schnellsten Berlinerinnen sind am Start. Lisa Marie Kwayie (Neuköllner Sportfreunde) ist genauso mit dabei wie Skadi Schier (SCC Berlin). Die 400-Meter-Spezialistin wird natürlich nicht um den Sieg mitlaufen. Doch Skadi Schier kommt in starker Form zum ISTAF INDOOR. Vergangenes Wochenende gelang es der Deutschen Meisterin von 2023, in drei 60-Meter-Rennen dreimal unter ihrer alten Bestzeit zu bleiben. Bis auf 7,42 Sekunden hat sich die 23-Jährige dabei gesteigert.

60 Meter Hürden Frauen: Deutsche Hürdensprinterinnen pünktlich zum ISTAF in Top-Form

Extrem spannende Rennen deuten sich über 60 Meter Hürden der Frauen an. Das Feld liegt in einem ähnlichen Leistungsbereich. Mittendrin: ein schnelles deutsches Quartett, angeführt von Rosina Schneider (TV Sulz). Die erst 19-Jährige steigerte sich vergangenes Wochenende bei der Hallen-DM in Leipzig deutlich und siegte in einem Wimpernschlag-Finale in 8,08 Sekunden. Es war beim ersten DM-Start bei den Frauen gleich der erste Titel für Deutschlands „Jugend-Leichtathletin 2023“.

Knapp dahinter kamen vergangenen Samstag die Deutsche Freiluft-Meisterin Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Monika Zapalska (TV Wattenscheid 01) auf die Tausendstel zeitgleich ins Ziel und gewannen mit 8,09 Sekunden Silber. Auch die viertplatzierte Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen) sprintete mit 8,10 Sekunden zur neuen Bestzeit. Das Quartett startet also in Top-Form in der Mercedes-Benz Arena. Für Franziska Schuster war es bereits die fünfte Bestzeit in diesem Winter. Die Leverkusenerin, die am Tag vor dem ISTAF INDOOR 22 Jahre alt wird, verbesserte sich 2024 bereits um 24 Hundertstelsekunden.

Sogar erstmals unter acht Sekunden blieb bei den ungarischen Meisterschaften am vergangenen Wochenende Greta Kerekes (7,96 sec) und gewann den Meistertitel. Beste Erinnerungen an Berlin hat die schnelle Finnin Nooralotta Neziri, die 2021 beim ISTAF INDOOR zu ihrer persönlichen Bestzeit stürmte (7,91 sec). An diese Leistung will die 31-Jährige am Freitag wieder anschließen. Aktuell steht ihre Saisonbestzeit (noch) bei 8,06 Sekunden. Mit der identischen Saisonbestzeit reist Laura Valette (Frankreich) nach Berlin. 

Weitsprung Frauen: Malaika Mihambo und Mikaelle Assani auf Weltklasse-Niveau

Bei der Hallen-DM in Leipzig am vergangenen Wochenende erlebten die Zuschauer den wohl bislang hochklassigsten Weitsprung-Wettkampf in diesem Winter. Olympiasiegerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) und Youngster Mikaelle Assani (21, SCL Heel Baden-Baden) pushten sich zu Höchstleistungen. Am Ende hatte die zweimalige Weltmeisterin mit 6,93 zu 6,91 Metern knapp vorn. Damit landeten beide in der Weltjahresbestenliste ganz weit oben – auch den Plätzen zwei und vier.

In ihrer langen Karriere war Malaika Mihambo nur in drei Hallenwettkämpfen besser. Damit dürfen sich die Fans auf einen hochklassigen Wettkampf in der Mercedes-Benz Arena freuen. Auch die dritte deutsche Starterin Laura Raquel Müller ist 2024 in der Weltklasse gelandet. Mit 6,81 Metern führte die 19-jährige von der Unterländer LG sogar die Weltjahresbestenliste für einige Wochen an.

Mit Larissa Iapichino, auf deren Wunsch der Anlauf-Steg in der Mercedes-Benz Arena von 44 auf 50 Meter verlängert wird, hat das deutsche Trio allerdings eine ganz starke Konkurrentin. Die Italienerin, ebenfalls 21 Jahre jung, hat sich der prestigeträchtige Sieben-Meter-Marke bereits auf wenige Zentimeter genähert. Im Freien steht ihre Bestleistung bei 6,95 Metern, in der Halle bei 6,97 Metern. Die Hallenweite ist gleichbedeutend mit italienischem Rekord. Der ist seit mehr als einem Vierteljahrhundert in „Familienbesitz“. Denn Larissa Iapichino entthronte 2023 ihre Mutter Fiona May, die 1998 auf 6,91 Meter flog und 1995 sowie 2001 Weltmeisterin wurde. Die Saisonbestleistung von Larissa Iapichino steht aktuell bei 6,80 Metern. Ebenfalls mit einer Bestleistung von 6,97 Metern kommt Sumire Hata nach Berlin. Für die 27-jährige Japanerin ist es der erste Start in Deutschland überhaupt.

60 Meter Para-Sprint Männer: Para-Sprintstars feiern Premiere beim ISTAF INDOOR

Paralympics-Sieger, Welt- und Europameister: Erstmals sind die Para-Sprintstars beim ISTAF INDOOR in Berlin dabei. „Wie beim ISTAF im Berliner Olympiastadion wollen wir auch beim ISTAF INDOOR die Para-Sprints etablieren und im Jahr der Paralympics zum Auftakt den Blick auf die herausragenden Sprinter aus unterschiedlichen Startklassen lenken“, sagt Meetingdirektor Martin Seeber. „Bereits seit vielen Jahren gehören Nachwuchs-Wettbewerbe im Rollstuhlschnellfahren fest zu unserem Programm. Jetzt können sich die Fans auch auf schnelle Sprint-Rennen der Para-Stars freuen.“

In der Mercedes-Benz Arena präsentiert sich ein Weltklasse-Feld über 60 Meter den Leichtathletik-Fans. Natürlich darf dabei Deutschlands Ausnahmesprinter Johannes Floors (28) nicht fehlen. Der Paralympics-Sieger von Tokio (400 m) und Rio (4×100-m-Staffel) sowie siebenfache Weltmeister hält in seiner Startklasse (T62; beidseitig unterschenkelamputiert) die Weltrekorde über 100, 200 und 400 Meter. Die 100 Meter sprintete der Leverkusener bereits in 10,54 Sekunden

Ebenfalls dabei ist Leverkusens Youngster Noah Bodelier. Der 20-Jährige ist im Sprint und Weitsprung zu Hause und peilt dieses Jahr in Paris seine erste Paralympics-Teilnahme an. Von der Bestzeit her (12,09 sec über 100 m) kann der Youngster (Klasse T64, einseitige Unterschenkelamputation) noch nicht ganz mithalten mit den Stars der Szene.

Auch der Aufsteiger des Vorjahrs fehlt bei den größten Hallenmeetings der Welt natürlich nicht: Maxcel Amo Manu (Klasse T64) lief 2023 bei der WM in Paris zum Gold-Double über 100 und 200 Meter. Mit einer 100-Meter-Bestzeit von 10,64 Sekunden trennt ihn nur eine Zehntelsekunde von Johannes Floors. Der Italiener gewann 2021 auch den Para-Sprint beim ISTAF im Berliner Olympiastadion vor Johannes Floors. Auch beim ISTAF INDOOR Anfang Februar in Düsseldorf hatte Maxcel Amo Manu die Nase vorn. Allerdings starten die Para-Stars in verschiedenen Startklassen, sodass ihre Leistungen – speziell auf den kurzen 60 Metern – nur schwer zu vergleichen sind.

Mit Joel de Jong kommt ein weiterer amtierender Weltmeister zum ISTAF INDOOR. Der 21 Jahre alte Niederländer gewann 2023 den T63-Titel (oberschenkelamputiert) über 100 Meter in Paris. Sein Landsmann Olivier Hendriks (T62, beidseitig unterschenkelamputiert) ist noch zwei Jahre jünger, trotzdem wurde er 2021 in Tokio bereits Paralympics-Zweiter über 400 Meter.

Diskus-Duell: Kristjan Čeh und der „Trainer-Rekord“

Kristjan Čeh (24) ist ein Athlet der Superlative: Das 2,06 Meter große Kraftpaket mit einer Spannweite von 2,16 Metern feierte 2022 den Weltmeister-Titel mit WM-Rekord (71,13 m), er hält den slowenischen Rekord (71,86 m), sechs der zehn weitesten Würfe im Jahr 2023 gehen auf sein Konto und in der Leichtathletik-Historie warfen lediglich drei Athleten jemals weiter – darunter sein heutiger Trainer Gerd Kanter aus Estland. Kanter erzielte zudem die bisher größte Weite unterm Hallendach – 69,51 Meter am 22. Januar 2009 in Växjö (Schweden).

Da Diskus-Wettbewerbe in der Halle nur an wenigen Orten veranstaltet werden können, wird der Weltrekord von Gerd Kanter als Hallen-Weltbestleistung geführt. „Ich freue mich, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben in meiner Disziplin in einer Halle antreten kann“, sagt Kristjan Čeh, der bei seiner Premiere auch den inoffiziellen Weltrekord seines Trainers im Blick hat. „Das wird interessant. Meine Vorbereitung läuft gut, ich will in Berlin weit werfen. Und ich weiß, dass mein Coach die Bestmarke hat. Mal sehen, was ich erreichen kann“, so der Diskus-Gigant.

Diskuswurf in der Halle gibt’s weltweit vor so vielen Fans nur beim ISTAF INDOOR in der Mercedes-Benz Arena. Im Diskus-Duell treten vier Diskuswerferinnen in direkten Duellen gegen vier Diskuswerfer im Modus „jeder gegen jede“ an. Jeder Duell-Sieg in den vier Durchgängen wird mit zwei Punkten belohnt (Niederlage: ein Punkt). Das Team mit den meisten Punkten gewinnt. In den bislang drei ausgetragenen Diskus-Duellen triumphierten die Frauen zweimal, einmal siegte das Männer-Team.

Neben Kristjan Čeh gehen in diesem Jahr Lokalmatador und Rio-Olympiasieger Christoph Harting (33 Jahre, LG Nord Berlin), Daniel Jasinski (34, TV Wattenscheid 01), der 2016 in Rio Olympia-Bronze gewann, und der amtierende Deutsche Meister Henrik Janssen (25, SC Magdeburg) ins Diskus-Duell gegen das Frauen-Team, das ebenfalls hochkarätig besetzt ist. Für die „Titelverteidigerinnen“ starten die EM-Dritte Jorinde van Klinken (24) aus den Niederlanden, „Hallen-Weltrekordlerin“ Shanice Craft (30, SV Halle) sowie die beiden Lokalmatadorinnen Kristin Pudenz (31, SC Potsdam), Olympia-Zweite in Tokio 2021 und Vize-Europameisterin 2022, und die Berlinerin Julia Harting (33, SCC Berlin), Vize-Europameisterin 2016.

Im vergangenen Jahr hatte Shanice Craft im weltweit einzigartigen Diskus-Duell gleich zweimal den inoffiziellen Hallen-Weltrekord verbessert. Nach 64,50 Metern im ersten Durchgang ließ Shanice Craft im zweiten 65,23 Meter folgen. „Das ISTAF INDOOR ist einfach geil“, schwärmt Shanice Craft. „Wir Diskuswerferinnen genießen nirgendwo anders die volle Aufmerksamkeit von so vielen Fans. Die Atmosphäre, die Musik, die direkten Duelle – die Situation pusht mich einfach. Da kann ich alles rauslassen.“ Kurz vor dem ISTAF INDOOR stimmt ihre Form bereits. Vor zwei Wochen warf die dreimalige EM-Dritte die Ein-Kilo-Scheibe bei einem Test-Wettkampf in Halle auf 61,36 Meter.

Dass diesmal Kristjan Čeh im gegnerischen Team steht, freut Shanice Craft: „Er hat es einfach drauf und bewiesen, dass er auch bei schwierigen Bedingungen sehr weit werfen kann.“ Dennoch ist die 30-Jährige überzeugt, dass sie mit dem Frauen-Team den dritten Sieg beim ISTAF INDOOR einfährt. „Kein Zweifel, wir gewinnen wieder das Diskus-Duell“, sagt Shanice Craft schmunzelnd. „Mit der Wahnsinns-Stimmung müssen alle erst einmal klarkommen. Wir haben ein starkes Team und uns in der Vergangenheit gut verkauft.“

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